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23 Mai 2023

Auf dem St. Georgenberg bestimmt das Wetter den Alltag. Wanderer, Pilger, Gäste kommen gern herauf, wenn es trocken ist, oder sogar sonnig. Wenn es regnet, stürmt oder nebelt machen sich nur wenige auf den Weg. Manchmal sind wir sogar eingeschneit. Der letzte Winter war in Tirol zum Leidwesen der Skifahrer und Liftbetreiber eher schneearm. Wir waren nur einen Tag so eingeschneit, dass der Weg selbst mit dem Auto nicht zu schaffen war.

Wintermuße

Und so verschaffte der Winter uns Zeit für geistliche und geistige Beschäftigungen: wir hatten Exerzitien mit Johannes Kreier, Domvikar am Stefansdom in Wien und tief in der benediktinisch-liturgischen Tradition verwurzelt. Die Arbeit an einem Konzept für die langfristige und nachhaltige Bewirtschaftung unserer Forsten und Ländereien ging weiter. Durchs fröhlich-radikale Reduzieren unserer Präsenzbibliothek konnten wir Platz für einen Konferenzraum schaffen. Und schließlich schlossen wir die Planungen für die neue Wasserversorgung ab: der poröse Karwendelkalkstein filtert das Wasser nicht so, wie das von der Bezirkshauptmannschaft erwartet wird. Nach vielem Hin- und Herrechnen haben wir uns dazu entschlossen, den Georgenberg an die Wasserversorgung im Tal anzuschließen. Die Investition ist erheblich – ein Preis für die spektakuläre Lage unseres Felsenklosters. Die Bauarbeiten haben inzwischen schon begonnen.

Die, die nie fehlen dürfen

Unsere Gästezimmer waren fast die ganze Zeit über belegt. Als kleine Gemeinschaft lassen wir die Besucher recht eng an unserem Leben teilnehmen – einschließlich Mahlzeiten und gelegentlicher Rekreation. Das scheint vielen zu gefallen – von November bis Mai gab es rund 350 Reservierungen. Uns gefällt es auch, und wir denken, dass auch der heilige Benedikt da recht zufrieden ist.

Nur ein Besuch sei herausgegriffen, eine Ad-hoc Liturgiekommission der Benediktinischen Konföderation, die im April auf dem Georgenberg zusammentraf. Abt Olivier von Keur-Moussa (Senegal), Abt Alban Riley von Westminster (Kanada), P. Juan Pablo Rubio von Val de los Caidos (Spanien, Prof. in Sant’Anselmo) und Br. Cölestin Nebel O.Cist. als Vertreter von Zisterziensern und Trappisten kamen für drei Tage bei uns zusammen, um über einen neuen gemeinsamen Benediktinerkalender zu beraten.

Almanach, Kerzen und ein Schreck

Die Karwoche, ohnehin liturgisch randvoll gefüllt, brachte noch Weiteres. Unsere neue Hauszeitschrift, der St. Georgenberger Almanach, erschien zum ersten Mal und wurde verteilt und verschickt. Die Kerzenkapelle wurde behutsam erneuert. Sie ist das heimliche Herz der Wallfahrt, denn auch religiös zaghafte Tiroler wollen doch ein Kerzerl anzünden, wenn sie die Schmerzhafte Mutter besuchen. Und schließlich gab es einen Schreck, als unser Altabt P. Anselm Zeller am Gründonnerstag zusammenbrach und nach Innsbruck ins Spital musste. Der Befund war ziemlich kompliziert, aber der Patient ist wiederhergestellt, wenngleich noch etwas geschwächt. Leider immer noch außer Dienst ist auch unser P. Thomas Naupp. Seit rund einem Jahr laboriert er an den Nachwirkungen einer Krebserkrankung und kann den Seelsorgsdienst in Steinberg am Rofan zur Zeit nicht versehen. Die Pfarrei gehört zum Erzbistum Salzburg, ist aber von dort aus kaum zu erreichen. Man wird sehen, welche Lösungen sich da ergeben.

Am 13. Mai begann der Zyklus der Nachtwallfahrten (jeweils am 13., bis Oktober). Zur Firmlingswallfahrt der Diözese kamen rund 400 junge und ältere Pilger. Der strömende Regen tat der Stimmung keinen Abbruch und die Wallfahrtskirche war gefüllt wie schon lange nicht mehr.